Ostern

Die Karwoche ist angebrochen.
Ostern steht vor der Tür.
Bedeutet Dir das etwas? Über die Tatsache hinaus, dass wir dem Fest ein langes Wochenende verdanken?
Ostern ist das Fest, das die christliche Botschaft wie in einem Brennglas fasst und anbietet. Kannst Du Dich damit verbinden? Und willst Du es überhaupt noch? Oder ist das alles “Opium fürs Volk” (Karl Marx)? Schnee von gestern?
Ich fühle mich keiner christlichen Konfession zugehörig, bin nicht Mitglied in irgendeiner Kirche (wenngleich als Kind getauft und konfirmiert). Der Grund für meine Distanz liegt nicht in der Botschaft. Der Meister Jesus ist für mich ein großes Vorbild. Und der Geist, der ihn beseelt hat, möge auch über mich kommen. Das ist meine Bitte und meine Sehnsucht zu Ostern. Dass das schon 2025 geschieht, halte ich nach meiner menschlich-kleingeistigen Einschätzung für unwahrscheinlich. Aber der Geist weht bekanntlich, wo er will. Und so wäre es dumm von mir, wollte ich irgendetwas ausschließen. Den österlichen Segen und Frieden wünsche ich aus vollem Herzen jedem, der ihn annehmen will.
Ich habe da noch etwas, was ich Dir zu Bedenken geben will. Wenn wir unsere christlichen Wurzeln abschneiden oder einfach verdorren lassen, räumen wir ein Feld, das nicht leer bleibt. Wir schaffen ein Vakuum, das etwas anderes ansaugt. Wir haben dem Ansturm des Korans als Gemeinschaft nichts entgegenzusetzen, wenn wir die Bibel wegwerfen. Und das ist ein ganz wunder Punkt: Wir verachten das Eigene, werfen es auf die Müllhalde der Geschichte und werden dadurch zu Spreu im Wind. Wenn Osterfeuer abgesagt werden, weil niemand die Sicherheit garantieren kann, während gleichzeitig das Fastenbrechen im Rahmen des Ramadan unangefochten auf vielen öffentlichen Plätzen gefeiert wird, so ist das ein Alarmsignal. Ist es das, was wir wollen?
Das Fest, wie wir es traditionell in Mitteleuropa feiern, mit Osterhasen und Eiern, hat freilich heidnische Ursprünge. Ja, auch das gehört zu unseren Wurzeln, dass wir die Wiederkehr der Göttin im Frühling, dass wir das Leben feiern nach dem langen Winter. Und ja, das schließt sich alles gegenseitig nicht aus. Auch die christliche Osterbotschaft verheißt die Auferstehung des Lebens. Und in unserer Zeit, dieser Zeit des unglaublichen Wandels, ist jedem Menschen die Auferstehung möglich. Jesus musste dafür durch den Tod gehen – jedenfalls überliefern es uns die Evangelien so. Aber selbst das bleibt nicht so. Wovon er schon sprach, der Auferstehung des Leibes, das kann heute Wirklichkeit werden für jeden, der dazu bereit ist. Wenn das keine Osterbotschaft ist …!
(Das Gemälde oben ist ein Teil des Isenheimer Altars, den Matthias Grünewald 1512 bis 1516 malte. Er ist in Colmar/Elsass im Musée Unterlinden ausgestellt.)