Wasserdost

Gewöhnlicher Wasserdost, Eupatorium cannabinum L. (Asteraceae)

Dieser Korbblütler heißt auch Kunigundenkraut, Wasserhanf, Hirschklee, Wetterkraut, Donnerkraut, Leberkraut oder Hirschwundkraut. Wasserdost ist mehrjährig. Er wächst auf feuchten, nährstoffreichen Böden im Halbschatten, an Waldwegen, Bach- und Teichufern, Auenlandschaften. Ja, er mag sogar Staunässe, was ungewöhnlich und gewiss eine Signatur ist. Verbreitet ist er in Europa, Westasien und Nordafrika. In Nordamerika gilt er als Neophyt.

Wasserdost wird bis zu 1,75 m hoch. Er bildet ein Rhizom aus und verbreitet sich ansonsten durch Samen. Er blüht im Juli bis September, die Samen reifen im September und Oktober. Er wird von Insekten bestäubt, besonders Schmetterlinge besuchen ihn gern.

Mit dem Dost, dem hierzulande verbreiteten wilden Majoran, der ja ein Lippenblütler ist, ist der Wasserdost nicht verwandt.

Verwendet werden das blühende Kraut und die Wurzel, die im Frühjahr oder Herbst gegraben wird. Zum Trocknen binde die Stängel zusammen und hänge sie kopfüber auf. Wenn sie ganz trocken sind, streife Blätter und Blüten ab und bewahre sie dunkel und trocken auf.

Wasserdost enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harz, Saponine, ätherisches Öl, Inulin, Eisen, Vitamine. Er enthält auch Pyrrholizidinalkaloide (PA), was seinen Ruf in der wissenschaftlichen Phytotherapie beschädigt hat. Aber auch hier gilt – wie immer in solchen Fällen –: „Die Dosis macht das Gift“.

Wasserdost zeigt an, dass sich Wasser im Untergrund findet. Er zeigt überhaupt Störzonen an, die für Menschen nicht gut bewohnbar sind. Aber der Bezug zum Wasser ist die wichtigste Signatur. Er hilft z.B., zuviel Wasser im Gewebe auszuscheiden. Er ist angezeigt bei Erkältungen durch Nässe. Die Stängel, die therapeutisch wertlos sind, kannst Du zum Wetterzauber räuchern. Das taten auch unsere keltischen Vorfahren.

Der amerikanische Verwandte des Wasserdost, Eupatorium perfoliatum, wird auch gegen Malaria, Wechselfieber, Fieber durch Mücken aus Sümpfen und Wintergrippe verwendet.

Wasserdost wirkt auch leberstärkend. Dazu bereite einen Kaltwasserauszug, den Du 10 Stunden bzw. über Nacht stehen lässt. Die Essenz – also ein alkoholischer Auszug aus dem frischen Kraut – wirkt bei Erkältungskrankheiten mit Fieber, in der Rekonvaleszenz und zur Immunstärkung. Ein starker Aufguss (mit kochendem Wasser) kann äußerlich als Umschlag bzw. Auflage bei eiternden Wunden oder Ausschlägen verwendet werden. Der Überlieferung nach fressen Hirsche die Pflanze, wenn sie verletzt sind (Hirschwundkraut). Die getrocknete Wurzel wurde zur Schmerzstillung verwendet.

Die TCM sieht einen Bezug zu Lunge, Milz und Magen. Wasserdost stärkt das Milz-Qi und kühlt und reinigt die Leber. Die Homöopathie kennt auch ein Mittel aus Wasserdost gegen Grippe. Die astrologischen Zuordnungen sind Mond und Neptun (Wasser) und Jupiter (die üppige Statur der Pflanze).

Im Zusammenhang mit der Betrachtung des Wasserdosts möchte ich den Gedanken hier ausdrücken, dass es bei der Anamnese eines Kranken wichtig ist, auch danach zu fragen, wo er wohnt, was das für ein Ort ist, wie es in den Räumen ist, ob es Schadstoffe gibt, die aus Möbeln und Textilien ausgasen, ob es Störzonen im Untergrund gibt, ob Schimmel sich irgendwo angesiedelt hat usw. Danach fragen Ärzte eigentlich nie, obwohl der Erfolg einer Behandlung davon abhängen kann. Die Hausärzte, die es früher gab, wussten über diese Parameter Bescheid, da sie die Familie kannten und die Wohnung gesehen hatten. Da ist etwas Bedeutsames verlorengegangen.