Die Himbeere

Rubus Idaeus (Rosaceae)

Der Himbeerstrauch ist ein sommergrüner, ausdauernder Scheinstrauch aus der Familie der Rosengewächse. Aus einem Rhizom, das im Boden überwintert, treiben alljährlich überhängende oder aufrechte Sprossachsen, die im zweiten Jahr blühen und fruchten. Sie werden bis 1,5 m hoch, sind glatt oder mit Borsten oder Stacheln bewehrt, verholzen teilweise und sterben nach der Fruchtreife ab.

Die Blätter sind unpaarig gefiedert, die einzelnen Fiederblätter eiförmig oder elliptisch mit zugespitztem Ende, gesägtem oder doppelt gezähntem Rand, sitzend am 3 bis 6 cm langen Stiel und unterseits weißfilzig. In den endständigen Blütenständen finden sich je 3 bis 4 (oder auch mehr) Blüten beieinander an einem 1 bis 2 cm langen Stiel. Die Blüten sind unscheinbar, die weißen Kronblätter sind kürzer als die Kelchblätter und fallen früh ab. Die Blüten sind zwittrig.

Von Beeren zu sprechen, wie wir es im Alltag tun, ist irreführend. Es handelt sich um Sammelsteinfrüchte, kugelig bis konisch in der Form, zart flaumig behaart, mit 10 bis 60 Einzelfrüchten von je 1 bis 1,8 mm Durchmesser. Die Früchte sind rot oder gelb.

Für die sexuelle Vermehrung sind Himbeeren auf Fremdbestäubung angewiesen, die von Bienen besorgt wird. Sie vermehren sich auch durch unterirdische Kriechsprosse, die aus dem überwinternden Rhizom hervorwachsen. Damit sind Himbeeren typische Kahlschlagpflanzen, die große Flächen besiedeln können.

Blütezeit ist im Mai und Juni, manchmal bis August, und die Früchte reifen von  Juni bis September oder Oktober. Die Samen werden von Vögeln und Kleintieren verbreitet, nach der Passage durch den Magen-Darm-Trakt, denn Himbeeren schmecken jedem!

Himbeeren sind im gemäßigten und borealen Europa und Westsibirien verbreitet. In den Alpen gibt es sie bis in Höhen von 2.350 m, weiter im Süden ausschließlich in Gebirgslagen. Der Himbeerstrauch ist ein Waldpionier auf Kahlschlägen, an Waldrändern und auf Lichtungen, in sonnigen bis halbschattigen Lagen auf kalkarmen, kali- und nitratreichen Böden bei hoher Luftfeuchtigkeit und kühlen Sommertemperaturen. In Nordamerika, Neuseeland und Grönland ist er eingebürgert.

Der Name der Himbeere leitet sich von „hintperi“ = Beere der Hindin ab. Trivialnamen sind Hindlbeer (Oberösterreich), Hummelbeer (Vorarlberg), Imper (Tirol, Elsass), Himpelbeere (Schlesien), Hohlbeere, Katzenbeere, Mollbeere, Hochbeere, Mutterbeere usw.

Seit der Jungsteinzeit ist die Himbeere als Nahrungs- und Heilpflanze nachgewiesen. Im Mittelalter zogen sie die Mönche in den Klostergärten. Schon 1602 (Clusius) gab es rote und gelbe Arten.

Die Verwendung in der Küche kennt jeder. Schauen wir aber mal, was die Naturheilkunde über die Himbeeren weiß. Verwendet werden Früchte und Blätter sowie junge Triebe. Die Früchte enthalten Vitamin B1, B2, B6, C und E, Zink, Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium, Zitronen- und Apfelsäure und Glykoside, wenig Zucker, also wenig Kalorien. In den Blättern sind Gerbstoffe, Flavonoide und Vitamin C enthalten.

Himbeerblätter sind eine der wichtigsten Heilpflanzen in der Schwangerschaft und rund um die Geburt. Der Tee stärkt Gebärmutter und Beckenboden, kräftigt Schleimhäute und Bindegewebe, erhöht die Elastizität der Gewebe, lockert die Muskulatur. Er ist eine wunderbare Dammschnitt-Prophylaxe. Ab welcher Schwangerschaftswoche er angewendet werden sollte, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Margret Madejsky empfiehlt ihn 2 bis 4 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, 3 Tassen täglich. (Bei vorzeitig geöffnetem Muttermund Vorsicht walten lassen!) Nach der Geburt fördert der Tee die Milchbildung sowie die Rückbildung.

Der Tee hilft auch gegen Durchfall, bei Entzündungen in Mund- und Rachenraum (Gurgeln!) und bei Hauterkrankungen (äußerliche Waschungen), gegen PMS und andere Menstruationsstörungen und reguliert den Zyklus. Der starke Aufguss wirkt in Sitzbädern gegen Hämorrhoiden. Der Tee wirkt entzündungshemmend, stopfend, zusammenziehend und blutreinigend. Die fermentierten Blätter sind wunderbar im Haustee, zusammen mit den Blättern von Erdbeeren und Brombeeren.

Hildegard empfahl Himbeeren für Gesunde und Kranke gleichermaßen. Die TCM ordnet sie der Gebärmutter, dem Magen, Dickdarm und Lunge zu, die thermische Wirkung ist kühl. Fehlgeburten werden verhindert, bewegt das Qi und wirkt entzündungshemmend.

Astrologisch untersteht die Himbeere der Venus und auch dem Merkur.