Kuhschelle

Kuhschelle, Küchenschelle, Pulsatilla vulgaris bzw. pratensis (Familie der Hahnenfußgewächse/Ranunculaceae)

Die Kuhschelle ist sehr selten geworden und vielerorts vom Aussterben bedroht. Auf der Schwäbischen Alb und in unserer unmittelbaren Umgebung gibt es einige Vorkommen. Wer es weiß, weiß es. Sie zeigen ihre nickenden Glockenblüten je nach Standort im März oder April. Die Pflanzen haben stark gefiederte Blätter, die Blüten sind purpur bis blauviolett und weisen einen Durchmesser von bis zu 5 cm auf. Alle Pflanzenteile sind mit langen, seidigen weißen Haaren gedeckt, als besäßen die Kuhschellen einen Mantel gegen Frühjahrsfröste. Sie gedeihen auf Trockenrasen in vollsonniger Lage, auf kalkhaltigem Boden. Sie sind streng geschützt, lassen sich aber gut im Steingarten ansiedeln, so der Platz geeignet ist. Aber bitte nicht düngen! Sonst verschwinden sie wieder.

Die Pflanze ist mehrjährig. Sie vermehrt sich durch Samen. Die Aussaat sollte im Herbst erfolgen, wie in der Natur.

Es gibt viele regionale Namen für die Kuh- oder Küchenschelle: Bitzblume, Kleiner Ziegenbart, Osterglöckchen, Eierblume, Kuckucksblume, Mutterblume und noch weitere ähnliche.

Die therapeutische Verwendung der Kuhschelle hat eine lange Geschichte. Hippokrates empfahl sie in der Frauenheilkunde, zum Auslösen der überfälligen Menstruationsblutung. Auch die Kelten und Germanen wussten um ihre Anwendungen für Frauen. In Leonhart Fuchs‘ New Kreüterbuch von 1543 findet sie sich ebenso wie bei Lonicerus und anderen Heilkundigen der frühen Neuzeit. In der Zeit galt Pulsatilla vor allem als Mittel gegen Pestilenz, will sagen gegen alle möglichen Infektionskrankheiten. Die frische Pflanze ist giftig, weswegen von eigenen Experimenten abgeraten wird, zumal sie schon beim Berühren Hautreizungen auslösen kann.

Der Hauptwirkstoff ist das Anemonin, das aus giftigen Protoanemoninen beim Trocknen entsteht. Die Wirkungen sind menstruationsfördernd, wehenanregend, krampflösend, schleimlösend, nervenstärkend, keimtötend (gegen Pestilenz!), fruchtbarkeitsfördernd, Gelbkörperhormon-ähnlich. Da die Kuhschelle menstruationsfördernd ist, leuchtet ein, wieso sie in früheren Zeiten auch abortiv benutzt wurde. In der Volksheilkunde wurde der Tee aus dem getrockneten Kraut gegen Grippe, Gicht und Keuchhusten angewandt.

In der Homöopathie ist sie eines der „großen“ Mittel mit einem breiten Anwendungsspektrum: Periodenschmerzen, Migräne, Depressionen, Erkältungen, Rheuma, Venenleiden, Hautausschläge, Mittelohrentzündung usw. Es ist ein Mittel für Menschen, die – wie man sagt – nah am Wasser gebaut haben. Und ein ganz wichtiges Mittel zur Behandlung von Fruchtbarkeitsproblemen bei Frauen, eventuell auch bei Männern. Darauf könnte die Signatur der Samen, ihre Ähnlichkeit mit den geschwänzten Spermien hinweisen.

Wer Kuhschellen im Garten zieht, kann sich aus dem getrockneten blühenden Kraut eine Tinktur herstellen. Hiervon genügen wenige Tropfen, dreimal täglich. Die Tinktur ist nicht sehr lange haltbar.

Die auffälligen Blütenfarben – violett und gelb – und die fein gefiederten Blätter weisen auf Merkur hin, den Planeten, der das Hormonsystem ebenso wie den Stoffwechsel regiert. Auch Uranus hat einen Bezug zur Kuhschelle, was sie zu einer Pflanze unserer uranischen Zeit machen könnte.