Die Quitte
Die Quitte, Cydonia oblonga (Rosaceae)
Der Gattungsname kommt von malum cydonium – kydonischer Apfel. Andere Namen sind Kretischer Apfel, Hesperiden-Apfel, Venusapfel, Adonisapfel, Schmeckbirne oder Baumwollapfel.
Der Quittenbaum ist die einzige Art ihrer Gattung. Die Quittenbäume stammen aus dem Kaukasus und gelangten von dort in die Türkei, in den Iran, nach Turkmenistan, Syrien und Afghanistan. Erste Nachweise einer Kultivierung sind 4.000 Jahre alt. Die Römer brachten Quittenbäume nach Mitteleuropa. Sie werden bis heute in Europa und Asien angebaut. Der größte Teil der Welternte kommt aus der Türkei. Auch in Süddeutschland gedeihen gute Fruchtqualitäten, aber zum Rohverzehr eignen sich hier gereifte Quitten nicht. Quitten gedeihen auf jedem Boden bis in 1.000 m Höhe, auch Trockenheit vertragen sie. Aber sie wollen es sonnig und warm.
Die Quitte wächst strauch- oder baumartig und wird 4 bis 8 m hoch. Die Rinde junger Zweige ist violett und behaart, ältere Rinde wird glatt und braun-violett. Die Blätter sind dunkelgrün, oberseits kahl, unterseits filzig behaart, 5 bis 10 cm lang und 3 bis 5 cm breit. Ein Quittenbaum kann 50 Jahre alt werden und wird mit 4 bis 8 Jahren fruchtbar. Quittenbäume sind anfällig für Feuerbrand. Achte gut auf Deinen Baum und schneide befallene Triebe oder Zweige umgehend aus. Dabei lass Hygiene walten, d.h. desinfiziere Dein Werkzeug zwischen den Schnitten!
Die Blüten sind zwittrig, fünfzählig, 4 bis 5 cm im Durchmesser, mit 5 weißen oder rosa Kronblättern, 20 Staubblättern und 5 Griffeln. Sie blühen im Mai und Juni, also etwas später als Apfelbäume, und sind darum nicht spätfrostgefährdet. Es gibt selbstfruchtbare Sorten (die meisten) und solche, die zum Fruchten einen anderen Baum einer anderen Sorte benötigen.
Die Frucht ist sprichwörtlich quittengelb, apfel- oder birnenförmig, behaart und duftet stark und angenehm. Wenn Du sie in Deiner Obstschale liegen hast, kann der ganze Raum danach duften. Geerntet werden Quitten bei uns im Oktober bis November. Die Früchte sind druckempfindlich, aber bei sorgfältiger Lagerung gut haltbar.
Die Samen enthalten 20 % Schleimstoffe, 1,5 % Amygdalin sowie fettes Öl. Das Fruchfleisch enthält viel Vitamin C, Kalium, Natrium, Zink, Eisen, Kupfer, Mangan, Fluor, Tannine, Gerbsäure, organische Säuren, viel Pektin und ebenfalls Schleimstoffe.
An dieser Stelle möchte ich eine Bemerkung einfügen über die Mineralien und Spurenelemente, die in Lebensmitteln, besonders in Früchten und Gemüsen enthalten sind. Es gibt im Internet wie auch im Buchhandel veröffentlichte Listen mit Angaben darüber. Damit aber z.B. in der Quitte tatsächlich Mangan ist, muss das Element im Boden vorhanden sein. In ausgelaugten Böden, die mit konventionellem Dünger (der ja nur Natrium, Phosphor und Kalium auffüllt, daher die Bezeichnung NPK-Dünger) gedüngt werden, sind aber viele Elemente gar nicht oder kaum mehr vorhanden, können also auch in den Früchten nicht vorhanden sein, und wenn es zehnmal in einer Liste steht. Achte also darauf, woher Deine Lebensmittel kommen.
Wenn Du die Samen in Wasser stehen lässt, bildet sich ein Schleim, der sehr gut gegen trockenen oder Reizhusten wirkt und bei Schleimhautentzündungen. Er kann auch äußerlich in Salben und Cremes zur Hautpflege dienen, bei Wundliegen oder Hämorrhoiden. Der Quittenschleim (Mucilago Cydoniae) war übrigens früher in Apotheken erhältlich. Der Quittensaft hilft bei Darmstörungen und die gekochte Frucht gegen Gicht.
Für die Griechen war die Quitte eine Liebesfrucht und Götterspeise. Hippokrates bezeichnete sie als die zu Heilzwecken nützlichste Frucht. Plinius d. Ä. führte in seiner Historia naturalis einundzwanzig Leiden auf, gegen die die Quitte nützlich sei. Karl d. Gr. befahl im Capitulare de villis (Landgüterverordnung) den Anbau von Quitten, wo immer sie gediehen. Die Hl. Hildegard empfahl sie Gesunden wie Kranken und speziell gegen die Gicht und gegen Geschwüre. Im 20. Jahrhundert, besonders nach dem 2. Weltkrieg, sind Quitten ein bisschen „aus der Mode“ gekommen, erleben aber inzwischen ein Come-back.