Echtes Mädesüß
Echtes Mädesüß, Filipendula ulmaria, Familie der Rosengewächse (Rosaceae)
Die Herkunft des Namens Mädesüß ist nicht ganz klar. Er kann Metsüße bedeuten, weil man die Pflanze zum Aromatisieren von Met benutzt hat – und hie und da noch benutzt. Oder Mahdsüße, weil die Pflanze, wenn sie abgemäht wurde und welkt, einen süßen Duft verbreitet. Auf Englisch heißt sie meadow sweet, auf Französisch reine-des-prés.
Das Echte Mädesüß ist in ganz Europa außer dem äußersten Süden heimisch. Es findet sich auf nährstoffreichen, auch leicht sauren Feuchtwiesen, an Gräben und Bachufern. Es handelt sich um eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen bis 150 cm, gelegentlich sogar 2 m erreicht, also andere Wiesen- und Uferpflanzen deutlich überragt. Die Blätter sind dunkelgrün, gefiedert und stark geädert, auf der Unterseite mit weißem Flaum, und weisen viele Nebenblättchen auf. Die Blüten erscheinen von Juni bis Juli oder – je nach Standort – August. Es gibt Exemplare mit männlichen und solche mit zwittrigen Blüten. An jeder Blütenrispe sitzen viele kleine fünfzählige Einzelblüten, die schubweise sich öffnen. Sie duften ausgeprägt nach Honig oder Mandeln. Pro Blüte entwickeln sich 6 bis 8 ineinander verdrillte Nüsschen, die zusammen wie eine Frucht aussehen. Sie reifen bis Oktober und sind dann von brauner Farbe. Für die Bestäubung sorgen Bienen, Fliegen, Schwebfliegen und Käfer. Verbreitet werden die Samen durch den Wind, durch Fließgewässer, wenn die Pflanze am Ufer steht und der schwimmfähige Same ins Wasser fällt, sowie durch Tiere, an deren Fell die Samen haften. Die Pflanze ist ein sog. Wintersteher, d.h. die hohen Stängel mit den Samen dran bleiben den Winter über stehen, und der Wind löst die Samen nach und nach und trägt sie weg. Mädesüß pflanzt sich außer über Samen auch vegetativ fort.
In den Alpen ist Mädesüß bis 1360 m Höhe zu finden, im Schwarzwald sogar bis 1420 m. Auf trockenen Wiesen gibt es das Kleine Mädesüß, das nur etwa 60 cm hoch wird. Es ist z.B. auf der Schwäbischen Alb verbreitet.
Das Echte Mädesüß ist seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Von der Schule von Salerno wurde es erstmals beschrieben, und auch Lonitzer und spätere Autoren widmen sich ihm. Aber schon den Druiden soll es heilig gewesen sein, und in christlicher Zeit wurde die Entstehung der Pflanze dann Maria zugeschrieben, die die Samen gebracht haben soll. Inhaltsstoffe sind Salicylsäure, Flavonoide, Gerbsäure, ätherisches Öl, Vanillin, Terpene, Zitronensäure u.a. Für Tee kannst Du entweder nur die Blüten oder die Triebspitzen des blühenden Krautes, also mit Blättern verwenden. Er wirkt schweiß- und harntreibend, entzündungshemmend, antirheumatisch und hilft bei grippalen Infekten sowie Kopfschmerzen. Für Tee nimm 2 TL auf ¼ Liter Wasser; wenn Du nur Blüten verwendest, nur 1 TL davon.
Der ältere botanische Name lautet Spirea ulmaria. Davon leitet sich die Bezeichnung Aspirin für das bekannte Schmerzmittel her (heute ASS), denn das Mädesüß war neben der Weidenrinde die erste Quelle für Acetylsalicylsäure, ehe man es synthetisch herstellte.
Die Imker haben früher ihre Beuten mit Mädesüß eingerieben, damit die Bienen Lust haben, sie anzunehmen. Auch zum Färben eignet sich die Pflanze: Aus den Wurzeln lässt sich ein schwarzer Farbstoff herstellen, aus den Blättern ein blauer, und die Blüten ergeben ein helles Grün.
Schließlich zur Verwendung in der Küche. Du kannst aus den Blüten einen Sirup machen wie aus Holunderblüten. Du kannst Süßspeisen damit aromatisieren oder Apfel- und Beerengelees. Und hier ist ein Rezept für leckere Kekse:
Du brauchst 75 g gesalzene Butter oder Margarine, 1 großes Ei, 150 g Dinkelmehl Typ 630 oder feines Weizenmehl, 30 g Zucker oder Xylit, 1 große Handvoll Mädesüß-Blüten, ein wenig Mehl für die Arbeitsfläche.
Bereite aus den Zutaten einen Mürbteig, knete die Blüten, die Du von den Stielen gezupft und ggf. mit dem Wiegemesser zerkleinert hast, unter den Teig und lass ihn eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen. Heize den Backofen auf 180 ° vor. Rolle den Teig aus und stich Kekse aus, z.B. mit einer Blütenform oder was Du zur Hand hast, eventuell verwende den Rand eines kleinen Glases. Lege die Kekse auf Backpapier auf ein Blech und backe sie 20 Minuten. Lasse sie auskühlen und bewahre sie in einer Dose auf. Das Aroma der Blüten hält sich nicht sehr lange. Iss also die Kekse bald auf.