Waldmeister

Waldmeister,  Galium odoratum (Asperula odorata L.), Familie der Rötegewächse (Rubiaceae)

Der Waldmeister hat viele Namen: Wohlriechendes Labkraut, Maikraut, Herzensfreund, Herzkraut, Leberkraut, Halskräutlein, Waldmandl, Marienbettstroh (ein Name, den das Kraut mit allerlei anderen teilt, die auch als Unterstützung für Gebärende und Wöchnerinnen verwendet wurden). Früher hieß die Pflanze bei uns Matrisylva, also Waldmutter. Die Franzosen nennen es Reine des bois, Königin der Wälder.

Waldmeister kommt überall in den gemäßigten Zonen Eurasiens vor. Er wächst in lichten Laubwäldern, bevorzugt in Rotbuchenwäldern, aber auch in Eichen-Hainbuchen-Wäldern. Er mag frischen, lockeren, nährstoff- und basenreichen Lehmboden an sonnigen und halbschattigen Plätzen. Er klettert bis in Höhen von 1400 m. In Nordamerika ist er Neophyt.

Es handelt sich um ein ausdauerndes Kraut, dessen grüne Sprossen durchaus unter Laub und Schnee überwintern können. Im Übrigen überdauert es durch unterirdisch kriechende Rhizome. Im April treibt der Waldmeister aus. Die Sprossen werden 5 bis 20 cm hoch. Die Stängel stehen aufrecht, verzweigen sich nicht, sind vierkantig, glatt und kahl, nur an den Nodien steif behaart. Die schmalen Blätter sitzen in Quirlen am Stängel, 6 bis 8 in einem Quirl, die Blattspreite wird 15 bis 20 mm lang.

Die Blüten erscheinen zwischen April und Juni, je nach Standort. Sie sind vierzählig, weiß bis zart rosa, mit rudimentären Kelchen. Bis zur Hälfte der Länge sind die Kronblätter trichterförmig miteinander verwachsen. Jede Blüte zeigt 4 Staubblätter. Der unterständige Fruchtknoten besteht aus 2 Fruchtblättern. Als Bestäuber fungieren meist Fliegen, aber Waldmeister bestäubt sich auch selbst. Zwischen Juni und September reifen die Samen. Sie sind kugelig, borstig, mit 2 bi 3 mm Durchmesser, und heften sich an Fell, Gefieder und Kleidung und können so weit verbreitet werden. Außer über Samen vermehrt sich Waldmeister auch vegetativ über Ausläufer.

Waldmeister enthält Cumaringlykosid, Indoidglykoside, Monotropein und Asperulosid,  ätherisches Öl, Vitamin C, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Beim Welken wird aus dem Cumaringlykosid Cumarin, das für den charakteristischen Duft verantwortlich ist.

Waldmeister wirkt harntreibend, schweißtreibend, verdauungsstärkend, herzstärkend, stimmungsaufhellend, schlaffördernd, beruhigend, keimtötend und wurmtreibend. Er wirkt gut gegen Kopfschmerzen, bei Überdosierung kann er aber auch Kopfschmerzen verursachen – also Vorsicht! (Das weiß jede*r, die*der mal zu viel Maiwein genossen hat.)

A propos Maiwein oder Maibowle: Das ist sicher die bekannteste Verwendung, seit es die grüne Waldmeister-Limonade nicht mehr gibt (sie wurde verboten). Maibowle ist seit dem Jahre 854 dokumentarisch belegt. Für Maiwein bevorzuge ich die allerschlichteste Zubereitung: 1 Sträußchen Waldmeister für einige Stunden anwelken lassen, dann mit trockenem Weißwein durchziehen lassen, eine halbe Stunde oder auch länger – fertig! Manche gießen mit Sekt auf oder fügen ein wenig Zucker hinzu. Es geht auch alkoholfrei: Dafür wird das Kraut in mit Wasser verdünntem Apfelsaft mit einer in Scheiben geschnittenen Zitrone ausgezogen. Apfelwein bzw. Most eignet sich auch gut. Maiwein hilft gegen Schwermut, nicht nur durch den Alkoholgehalt.

Für kulinarische Zwecke wird der Waldmeister vor der Blüte gesammelt, für Heilzwecke verwende das blühende Kraut, z.B. für diesen Migräne-Tee (nach Susanne Fischer-Rizzi):
2 Teile Waldmeisterkraut getrocknet, 1 Teil Lavendelblüten, 1 Teil Thymian, 2 Teile Schlüsselblumenblüten. Von der Mischung 2 TL mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen. 5 Minuten ziehen lassen, nach Wunsch mit etwas Honig süßen.

Waldmeister-Tee dient zur sanften Leberreinigung, bei Gelbsucht und Gallensteinen und zur Blutreinigung. 3 Tassen am Tag sind genug. Der Tee fördert das Einschlafen, stärkt das Herz alter Menschen (und jüngerer auch), hilft auch bei Herzklopfen. In ein Schlafkissen kannst Du Waldmeister zusammen mit Lavendel, Minze, Rose und Verbene füllen. Du kannst auch Waldmeister getrocknet in ein Kissen stopfen oder zwischen Wäsche legen; es heißt, so könne man Griesgrämigkeit aus dem Haus treiben.

Das meint der alte Name Herzensfreund: Als Herzmittel im modernen Sinne ist Waldmeister nicht von derselben Bedeutung wie z.B. der Weißdorn, aber das Kraut macht Herzensfreude, macht frohen Mut und fördert Harmonie.