Zistrose

Botanischer Name: Cystus incanus L.

Im November steigen wir endgültig hinunter in die dunkle Hälfte des Jahres. Es ist die Zeit der Schnupfen-Viren, ob wir die nun als Auslöser unserer Missbefindlichkeiten betrachten oder als winzig kleine Helfer, die uns die Möglichkeit verschaffen, uns mit uns selbst zu befassen, uns nach innen zu wenden und zur Ruhe zu kommen, zu betrachten, wo wir stehen und wohin es gehen soll, unsere Quelle zum Sprechen zu bringen.

Zum Glück ist ja gegen alles ein Kraut gewachsen. Gegen Schnupfen und grippale Infekte sind sicherlich sogar mehrere gewachsen. Ich will Ihnen in diesem Monat die Graubehaarte Zistrose vorstellen, eine Pflanze, die an ihrem Standort viel Sonne aufgenommen hat, ehe sie geerntet wurde, und diese Kraft wohltuend verströmt.

Sie gedeiht hauptsächlich im östlichen Mittelmeerraum, aber auch auf Sizilien, auf der iberischen Halbinsel hingegen nicht. Sie mag sowohl Kalkböden wie auch Silikatgestein. Sie gehört zur Gruppe der Macchia-Gewächse wie der Stechginster und andere sperrige Gesellen. Der Strauch wird bis zu einem Meter hoch mit langen, behaarten Trieben, die teilweise verholzen. Die eiförmigen oder lanzettlichen Blätter sitzen an Stielen und sind grün bis graugrün, etwas filzig und klebrig, da sie eine harzige Substanz ausscheiden, umso mehr, je stärker die Sonneneinstrahlung. Dies Harz duftet erdig und kräftig und wurde früher Ladanum oder Labdanum genannt und u.a. als Grundlage für Räucherstäbchen verwendet. An den sonnenbeschienenen Macchia- oder Garrigue-Hängen des Mittelmeerraumes verbreiten sie ihren wunderbaren Duft weithin vernehmbar. Die Zistrose ist extrem gut an Trockenzeiten angepasst. Sie kann sogar im Sommer ihr Laub abwerfen und neu austreiben, wenn wieder Wasser zur Verfügung steht.

Alle Zistrosenarten blühen wunderschön, mit fünf Blütenblättern in weiß oder rosa, lila, pink … Cystus incanus blüht rosarot. Die Blüten können 6 cm Durchmesser erreichen. Sie stehen einzeln oder in Dolden mit höchstens 7 Blüten. Sie erscheinen von April bis Juni, und die Kronblätter sehen immer ein bisschen zerknittert aus, als hätte jemand vergessen, sie zu bügeln. Die Ähnlichkeit mit Rosenblüten ist jedenfalls nicht zu übersehen und der Name einleuchtend.

Ihr Jahr 1999 war die Graubehaarte Zistrose die Heilpflanze des Jahres.

Die Zistrose ist eine der polyphenolhaltigsten Pflanzen Europas – diese Gerbsäuren besitzen Vitamin-Charakter. Außerdem enthält die Pflanze ätherische Öle, Harze, Glykoside und Gerbstoffe. Die Pflanze wirkt bei innerlicher Anwendung gefäßschützend, entzündungshemmend, keimtötend, antimykotisch, antioxidativ. Die Polyphenole leiten auch mit der Nahrung aufgenommene Schwermetalle aus. Äußerlich wirkt die Pflanze gegen allerlei Hautbeschwerden: Neurodermitis, Akne, Windeldermatitis, Wundliegen und so weiter.

Anwendungsformen sind Teilbäder, Sitzbäder, Umschläge, Salbenzubereitungen, Auflagen und natürlich der Genuss als Tee. Da die Inhaltsstoffe nicht nur in den Blättern und Blüten enthalten sind, sondern auch in den jungen, frisch verholzenden Trieben, sollten sie in der Droge ebenfalls enthalten sein. Der Tee wird als Aufguss bereitet. Um die Polyphenole wirklich auszuziehen, sollte er 8 bis 10 Minuten ziehen. Wer ihn dann zu herb findet, kann ihn mit Zitrone und Honig würzen. Das hebt die Wirkung gegen Infektionen noch. Für äußerliche Anwendungen wird ein Dekokt hergestellt (1 bis 5 Min. köcheln), der sich im Kühlschrank zwei Tage hält.

Statt der getrockneten Droge können Sie auch das ätherische Öl verwenden: in der Duftlampe, zum Inhalieren, in ein Basisöl eingearbeitet zum Einreiben und für Massagen.