Müssen wir immer kämpfen?
Wir haben jahrtausendelang gelernt, dass alle guten Dinge knapp sind und erkämpft, gegen die Konkurrenz erobert werden müssen, angefangen von Geld und Land bis zur Liebe Gottes. Was, wenn das gar nicht – oder zumindest nicht mehr – wahr ist? Dass dies alte Dogma durch den Augenschein gestützt wird, spricht nicht für es. Wir erschaffen uns immer wieder neu, wovon wir überzeugt sind. Wechseln wir die Überzeugung, so zeigt uns die Welt ein anderes (Spiegel-) Bild. Hier geht es nicht um Beweis oder Widerlegung, sondern darum, was wir leben wollen.
Konkurrenzkampf, Gier und Neid stammen aus der Angst, Existenzangst, Angst ums Überleben. Und auch der vielbemühte reiche Banker, der mit anderer Leute Geld zockt, weil er immer noch mehr will, ist ja vielleicht in einem früheren Leben im Straßengraben verhungert und trägt den Schrecken dieser Erfahrung noch immer in seinem Zellgedächtnis mit sich herum. Weiß ich’s? Also kann ich nicht verurteilen.
Jetzt aber ist es Zeit, all die alten Dramen ans Licht kommen zu lassen und dann zu verabschieden, damit wir uns endlich den wirklichen, aktuellen Herausforderungen zuwenden können. Und die sind ja nicht klein. Sie zu bewältigen, erfordert Zusammenarbeit, Fürsorge, Einfühlungsvermögen, Solidarität, Großzügigkeit, Rücksichtnahme, gegenseitige Unterstützung – Liebe, und zwar von uns allen.
Lasst uns aus dem Mangelbewusstsein aussteigen und der Fülle gewahr werden, die tatsächlich für uns da ist. Wenn ich mir der Fülle der Gaben, die Himmel und Erde für mich bereithalten, bewusst bin, kann ich teilen und Gerechtigkeit anstreben. Ich muss dann nicht mehr um ein möglichst großes Stück vom vermeintlich begrenzten Kuchen kämpfen. (Ausbeutung und Knappheit hängen aneinander: Verschwinden Ausbeutung und Raffgier, so verschwindet auch Knappheit. Aber Achtung: Ausbeutung ist nicht etwas, das nur andere oder große Konzerne oder Kapitalisten tun!) Sondern ich nehme mir, was ich brauche, und gönne allen anderen, was sie brauchen.
Da sind wir noch nicht, weder individuell noch strukturell oder kollektiv. Aber lasst uns in die Richtung streben. Es geht nicht um Verzicht, um Selbstkasteiung und ähnliche überholte Konzepte. Es geht um das Leben in Fülle für alle. Das ist möglich. Das können wir erschaffen, wenn wir wollen, wenn wir uns darauf ausrichten, wenn wir das in unserer Vorstellung vorwegnehmen. Das Leben in Fülle – Jesus hat es uns schon vor 2000 Jahren zugesprochen. Ich will mich vertrauensvoll in die Arme der Liebe fallen lassen. Da sind Frieden und Freude und Fülle.